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Gedenkveranstaltungen zum 09. November 2025 in Lichtenberg

Gedenkveranstaltungen zum 09. November 2025 in Lichtenberg

Am 87. Jahrestag gedenken Vertreter*innen der SPD-Fraktion auf verschiedenen Veranstaltungen den Opfern der Reichspogromnacht.

Im Lauf des Tages haben wir den Gedenkstein für die Alte Synagoge in der Konrad-Wolf-Straße besucht und anschließend gemeinsam mit den Jusos Lichtenberg Stolpersteine in Lichtenberg geputzt. Als Abschluss nahmen wir am Stolperstein-Rundgang des FAN-Beirats teil.

Gedenken an die jüdische Gemeinde in Hohenschönhausen

Der Gedenkstein an der Konrad-Wolf-Straße 91 und 92 erinnert an die ehemalige jüdische Gemeinde in Hohenschönhausen. Die Gemeinde wandelte 1935 einen Betraum in eine Synagoge um. Nur wenige Mitglieder überlebten den Holocaust, sodass die kleine Gemeinde nach 1945 in Vergessenheit geriet. Erst in den 1990er Jahren kamen die Erinnerungen mit vermehrter Forschung zur jüdischen Geschichte zurück. Die Idee für einen Gedenkstein zum 51. Jahrestag der Reichspogromnacht wurde Ende der Neunziger Jahre umgesetzt. Die Enthüllung erfolgte im Jahr 2000.

Um den Opfern der Reichspogromnacht aus der jüdischen Gemeinde Hohenschönhausen zu gedenken, haben Vertreter*innen der Fraktion Blumensträuße und -kränze am Gedenkstein niedergelegt.

Stolpersteine putzen von und mit den Jusos Lichtenberg

Anschließend trafen sich unsere Vertreter*innen mit den Jusos Lichtenberg, um Stolpersteine in Lichtenberg zu putzen. Diese Gedenksteine erinnern an Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Stolpersteine werden vor dem letzten frei gewählten Wohnort des Menschen in das Gehwegpflaster eingelassen. Auf ihnen befinden sich Messingtafeln mit dem Namen, Alter und dem Schicksal der Opfer. Stolpersteine gibt es auch in 28 weiteren europäischen Ländern, damit bilden sie das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Als Projekt ins Leben gerufen hat sie der Kölner Bildhauer Gunter Demning. Er wollte mit ihnen eine würdevolle Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus bekräftigen.

Als die ersten Steine verlegt waren, habe ich Passanten beobachtet, die einen Stolperstein entdeckten und lesen wollten – sie mussten eine Verbeugung machen – eine Verbeugung vor dem Opfer. – Gunter Demning

Die Inschriften mancher Stolpersteine sind aufgrund von Ablagerungen und Oxidation nur noch schlecht lesbar. Mit der gemeinsamen Putzaktion mit den Jusos Lichtenberg haben wir die Gedenksteine wieder lesbar gemacht. Dabei haben wir auch Blumen niedergelegt und so unsere Anteilnahme sowie unseren Respekt zum Ausdruck gebracht. Übrigens kann jeder Stolpersteine in seiner Nachbarschaft das ganze Jahr über putzen! Es braucht nur ein paar simple Haushaltsutensilien – mehr zur korrekten Reinigung kann man hier nachlesen. So kann man sich auch abseits vom 09. November für das Gedenken engagieren.

Stolperstein-Rundgang von und mit dem FAN-Beirat

Abschließend nahmen wir am Stolperstein-Rundgang des FAN-Beirats teil. Bei diesem haben wir mit musikalischer Begleitung verschiedene Stolpersteine in Alt-Lichtenberg besucht. Um den per Stolperstein verewigten Menschen und ihrer Schicksale angemessen zu gedenken, zündeten wir Kerzen an und legten Blumen nieder.

Wir bedanken uns herzlich bei den Jusos Lichtenberg und dem FAN-Beirat für die Organisation der Gedenkveranstaltungen.

Ein Blick auf die Historie: Wie kam es zur Reichspogromnacht?

Am 09. November 1938 ereigneten sich im damaligen deutschen Reich zahlreiche Pogrome. So nennt man gewalttätige Verfolgungen, die sich gegen Minderheiten in einem Staat richten. Seit dem Mittelalter richteten sich zahlreiche Pogrome gegen jüdische Menschen, infolge derer sie beraubt, vertrieben und auch ermordet wurden. Als Rechtfertigung dienten falsche Anschuldigungen: Die jüdischen Mitbürger*innen seien für verschiedenste Missstände verantwortlich.

Als Vorwand für die zahlreichen Gräueltaten am 09. November diente das Attentat von Herszel Grynszpan auf einen deutschen Diplomaten am 07. November. Dieses Attentat nutzte die NS-Regierung für ihre antisemitische Propaganda. Es sollte der Anschein entstehen, die Gewalt gegen Jüd*innen sei die Entladung eines „Volkszorns“ der deutschen Bevölkerung gegen jüdische Mitbürger.

Tatsächlich hatte der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels jedoch Mitglieder der NSDAP, SA, SS und der Hitler-Jugend gezielt zu Ausschreitungen angestachelt. Sicherheitsbehörden, einschließlich der Feuerwehr, durften nicht einschreiten.

Die Gewalt richtete sich gegen jüdische Infrastruktur im gesamten deutschen Reich. Jüdische Geschäfte und Wohnungen, sowie Gemeindehäuser, Friedhöfe, Schulen, Waisen- und Altersheime wurden geplündert und zersört. Synagogen wurden niedergebrannt. Zudem wurden über 1.000 jüdische Menschen ermordet oder nahmen sich aus Verzweiflung das Leben. Während der Pogrome verhafteten und verschleppten die Angreifer mehr als 30.000 Menschen in Konzentrationslager.

Damit markiert die Reichspogromnacht den Übergang von der Diskriminierung deutscher Jüd*innen ab 1933 zur systematischen Verfolgung und Ermordung von Jüd*innen in großen Teilen Europas.

Deswegen ist es uns sehr wichtig, den Opfern all dieser Gräueltaten am 09. November zu gedenken. Wir wollen und dürfen ihre Leben als Nachbarn, Familienmitglieder, Kollegen und Freunde nicht vergessen.
Das Erinnern mahnt uns ebenso, eine derartige Entrechtung und Entmenschlichung von Minderheiten, wie zur Zeit des Nazi-Regimes, nie wieder zuzulassen.


Geschrieben von: Sophie Fallenstein