Es ist viel gesehen in den letzten vierzehn Jahren im Sanierungsgebiet Weitlingstraße. 2009 wurde das Sanierungsgebiet nach erfolgreicher Kur wieder aus der Behandlung entlassen.
Der Patient ist gesund, denn die Sanierungsziele sind fast vollständig erreicht worden. Grund für die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes im Jahr 1994 waren massive bauliche Missstände. 60% der Wohnungen wiesen einen umfassenden Sanierungsbedarf auf, fast 10% hatten keine innen liegende Toilette, 20% kein Bad oder Duschraum. 85 % der Gebäude wurden mit Kohle beheizt. Die Beheizung mit Kohle führte zu hoher Luftverschmutzung und beeinträchtigte die Lebensqualität. Der Wohnungsleerstand lag bei 8%, etliche Wohnungen waren unbewohnbar. Weitgehende Brachflächen kennzeichneten die südliche Abgrenzung (Lückstraße). Es fehlte an Grünanlagen und Freiflächen. Straßenbeläge waren in schlechtem Zustand.
Die soziale Infrastruktur war teilweise vorhanden (Kant-Gymnasium in der Lückstraße, Robinson-Grundschule und die Kita „Sonnenblume“ in der Wönnichstraße), aber die baulichen Zustände meist katastrophal. Es fehlten Spielplätze, Sportstätten für Schul- und Freizeitsport oder einfach nur ein paar grüne Straßenbäume. Die Sanierung musste sich also nach drei Schwerpunkten richten: Erstens: die Wohnverhältnisse verbessern, ohne eine soziale Verdrängung zu bewirken. Zweitens: die soziale und kulturelle Infrastruktur musste erneuert und ergänzt werden. Und schließlich mussten Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes eine Aufwertung des Gebietes bewirken.
Mit der Sanierungssatzung wurden zudem starke partizipative Elemente der Mitbestimmung und weitgehende Informationsrechte der Anwohnerinnen und Anwohner implementiert, die entstandenen Netzwerke (Betroffenenvertretung, Sanierungsbeirat, Mieterbeauftragte) arbeiten mitunter noch heute im Sinne der Mieterinnen und Mieter sowie der Gewerbetreibenden, obwohl die Sanierungssatzung mittlerweile aufgehoben ist.
Es ließe sich viel über das Engagement der Anwohnerinnen und Anwohner, die Festsetzung der Mietobergrenzen, Planungswerkstätten, Bürgerwettbewerbe und das „Gelbe Fest“ im Jahr 2005 schreiben. Rund 60 Mio. Euro wurden von öffentlicher Hand eingesetzt, um die beschriebenen Ziele zu verwirklichen. Hinzu sind Mittel privater Investoren gekommen, die die öffentlichen Investitionen ergänzten. Die privaten Mittel – meist der Eigentümer – wurden mit Investitionszulagen, zinsverbilligten Darlehen sowie Sonderabschreibungen durch die öffentliche Hand flankiert. Allein 22,4 Mio. der 60 Mio. Euro entfielen auf die Modernisierung und Instandsetzung von Wohngebäuden. 8,4 Mio. Euro entfielen auf die Aufwertung des Wohnumfeldes und 13,3 Mio. Euro wurden für die Errichtung und Erneuerung der Infrastruktureinrichtungen aufgewandt. So wurden zum Beispiel aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Nöldnerplatz aufwendig neu gestaltet, die Kita „Sonnenblume“ und der angrenzende Spielplatz für 1.4 Mio. Euro saniert und kindergerecht gestaltet.
Zudem hat der Weitlingkiez für rund 3,6 Mio. Euro einen neuen Sportplatz in der Fischerstraße erhalten. Auch der Bahn-hofsvorplatz erhielt ein neues Gesicht.
Diese Investitionen sind neben den verschiedenen landeseigenen Förderungen (Soziale Stadterneuerung, Wohnungspolitische Selbsthilfe, Stadtweite Maßnahmen und Mietermodernisierung) und den Städtebauprojekten des Bundes (Stadtumbau-Ost) direkte Ergebnisse europäischer Förderpolitik- und gut für den Kiez.
Autor
Ole Kreins, Mitglied der SPD-Fraktion Lichtenberg
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